Vor etwa einer Woche leitete unsere Diakonin uns eine Email weiter. Diese Email hatte sie von einer Kollegin aus dem Jugenddienst Nienburg bekommen, die über die anstehende Demonstration von Neonazis in ihrem Ort informierte. Also schrieben wir sofort zurück und boten unsere Hilfe an und – natürlich – unsere Kirche. Ziemlich spontan stand so also fest, wir würden unseren Samstag mal wieder auf einer Demo verbringen.
Wir wissen wie das ist. Auch in unserem Kirchenkreis gab es in den letzten Jahren große Demonstrationen von Rechten. Jedes Jahr fahren wir nach Bad Nenndorf und setzen gemeinsam mit Bad Nenndorf ist bunt und der jüdischen Gemeinde ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt. Diese Begegnungen haben uns sehr geprägt und wir sind stolz auf die erzielten Erfolge und gewachsenen Freundschaften. Wir wissen aber auch wie beängstigend das sein kann. Wenn Neonazis durch den Ort laufen, Hassreden verbreiten, wenn von Menschen zweiter Klasse gesprochen wird. Das, was man sonst nur in den Nachrichten hört, wird greifbar, sichtbar direkt vor der eigenen Haustür. Wir kennen das und wissen deshalb, dass wir zusammenhalten müssen – als Kirche, als Nachbarn, als Gesellschaft.
Wir haben am Samstag nicht so viele Gespräche mit Passanten geführt wie bei anderen Veranstaltungen und ich war zuerst enttäuscht darüber. Aber vielleicht war das einfach dieses Mal nicht Ziel und Aufgabe. Vielleicht müssen wir manchmal auch Kirche für einander sein und dabei einfach mal Kirchenkreis- und andere geografische Grenzen vergessen. Wir brauchen kein Konkurrenzdenken. Das bringt niemanden weiter. Wir sollten öfter Hilfe anbieten und vor allem auch mal um Hilfe bitten, wenn wir sie brauchen. Vielleicht müssen wir manchmal auch Kirche für einander sein…